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Der große Kampf der Leichtathleten des TSV Zirndorf

Der TSV Zirndorf war Gastgeber der Kreismeisterschaften in der Leichtathletik. Vize-Abteilungsleiter Marcus Grun weiß trotz eines „enormen Kraftakts“ um die Wichtigkeit, einen solchen Wettbewerb auszurichten.

ZIRNDORF – Schürfwunden am Knie und schmerzende Füße – 91 Jungen und Mädchen in den Altersklassen U12 bis U16 haben alles gegeben auf dem Zirndorfer Bibert-Sportplatz, um in den Disziplinen Drei- und Vierkampf ganz oben zu stehen. Angefeuert von ihren größten Fans, den Eltern, schwang sich der Nachwuchs zu Bestleistungen auf.
Auch die elfjährige Amelie, die im Vierkampf der U12 an den Start ging. Doch ausgerechnet in ihrer Lieblingsdisziplin. Dem 50-Meter-Sprint, stürzte sie nach dem Zieleinlauf und zog sich eine Schürfwunde am Knie zu. Doch der Einsatz war nicht umsonst, die Athletin des TSV Zirndorf gewann mit einer Zeit von 7,92 Sekunden.

Ans Aufgeben dachte sie trotz der Verletzung nicht: Bei Hochsprung, Weitsprung und Schlagball holte Amelie noch einmal alles heraus und verpasste bei ihrem Heimwettbewerb mit dem vierten Platz nur knapp das Podium. Zufrieden war sie am Ende des Tages dennoch: Vor allem fühlt sie sich in der Leichtathletik-Abteilung des TSV wohl: „Früher war ich beim Ringen, aber eigentlich wollte ich schon immer eher zum Laufen.“
Dass es ihr beim TSV gefällt, liegt auch am funktionierenden Umfeld des Vereins. Marcus Grun, selbst „Leichtathlet aus ganzem Herzen“ und als zweiter Abteilungsleiter vor allem hinter den Kulissen tätig, weiß, wie schwer es ist, einen Sportverein am Laufen zu halten. „Ein großes Problem für die Leichtathletik ist genauso wie bei den meisten anderen Sportarten die geringe Aufmerksamkeit“, klagt Grun und denkt dabei besonders an den Fußball, der in vielen Medien weit besser wegkomme. Als Vorwurf möchte er das nicht verstanden wissen. „Fußball wird nun mal gepusht und die Leute möchten es anscheinend ja auch sehen beziehungsweise lesen.“
Leider gestalte sich die Sponsorensuche bei Leichtathletikvereinen deshalb schwierig. „Man hat es bei Unternehmen sehr schwer, wenn man an sie herantritt.“ Auch aus diesem Grund sei es für Vereine wie den TSV Zirndorf ein „enormer Kraftakt“, Wettkämpfe wie die Kreismeisterschaften auszurichten.


30 Ehrenamtliche im Einsatz

Laut Grun wurde dabei ein Aufwand betrieben, „den viele andere gar nicht stemmen können“. Die gesamte Organisation, die Grun zusammen mit seinem Amtskollegen Walter Huber und ihrem Team (!) (Anm. TSV Zirndorf) neben seiner 40-Stunden-Woche als Fachinformatiker in die Hand nahm, benötige demnach um die 30 Helfer, wohlgemerkt ehrenamtlich.

Auf der Ausgabenseite stünden alleine für eine zulässige Zeitmessanlage 250 Euro – nur für den Wettkampftag. „Das ist für uns nicht wenig.“ Hinzu kommen Ausgaben für Sportgeräte: Speere, Kugeln oder Gerätschaften zur Höheneinstellung beim Hochsprung sind „bloß durch Beiträge nicht zu finanzieren“.
Dennoch – oder gerade deshalb – ist es immens wichtig, Wettkämpfe auszurichten. Neben den regelmäßigen Einnahmen aus Mitgliedsbeiträge sind es an einem Wettkampftag die Teilnehmergebühren und besonders der Erlös aus dem Getränke- und Speisenverkauf, die für den Verein beinahe überlebenswichtig sind.
Umso glücklicher ist man beim TSV darüber, dass man sich in Zirndorf und Umgebung zu einer festen Größe entwickelt hat. Hinter dem Primus der Branche, dem LAC Quelle Fürth, bilden der TSV Altenberg und eben die Zirndorfer in Stadt und Landkreis die Top drei der Leichtathletik.

Mit der Entwicklung der vergangenen Jahre ist man beim TSV zufrieden, die Mitgliederzahlen steigen. Für 220 Athleten und Athletinnen zwischen sechs und 81 Jahren stehen acht bis zehn Übungsleiter mit einer entsprechenden Ausbildung zur Verfügung. „Dabei sind nicht etwa zu wenige Mitglieder das Problem, sondern vielmehr ein Mangel an Trainern“, beschreibt der 24-Jährige die Struktur innerhalb des Vereins – und macht dafür den gesellschaftlichen Wandel mitverantwortlich. „Heutzutage möchte sich keiner mehr binden, 18-Jährige gehen nach der Schule ins Ausland oder studieren woanders“, erklärt er, weshalb das Vereinsleben aussterbe.
Was früher der Vereinsstammtisch war, passiere heute übers Handy. Außerdem wollen im zufolge viele Jugendliche keine festen Trainingszeiten mehr und weichen deshalb aufs zeitliche flexible Fitnessstudio aus. Grun: „Die Langfristigkeit geht in der heutigen Gesellschaft – auch wegen des großen Angebots – verloren.“ Das mache es schwierig, eigene Sportler zu halten und als Trainer im Verein einzubauen.
Dennoch hat sich der Kraftakt auch dieses Jahr wieder gelohnt. Die TSV-Schützlinge verbuchten am Ende des Tages 13 Podestplätze und fünf Kreismeistertitel.